Igelhilfe - aber richtig!

Stachelhäuter suchen Winterquartiere

NABU Odenwaldkreis gibt Tipps zum Umgang mit Igeln im Herbst und Winter

 

Im Oktober mehren sich die Anrufe besorgter Igelfreunde, die wissen möchten, was man mit aufgefundenen und vermeintlich hilflosen jungen Igeln tun soll. Gerhard Eppler, Vorsitzendes des NABU Hessen, rät dazu, die Tiere im Herbst nicht vorschnell ins Haus zu holen: „Auch Jungigel haben im Freiland wesentlich bessere Überlebenschancen, als viele meinen.“ Anhand einiger Tipps erkennen Finder rasch, ob Hilfe nötig ist und wie sie am besten eingreifen können.

Igel gehören wohl zu den bekanntesten und beliebtesten heimischen Tieren überhaupt: Sie sind putzig, wirken behäbig und sind Dank ihres Stachelkleides dennoch wehrhaft. Im Herbst suchen sie sich ein behagliches Versteck für ihren Winterschlaf.

Als letztes verkriechen sich junge Igel ab Anfang November im Laub. Sie brauchen mehr Zeit als ihre Eltern, um sich ein ausreichendes Winterschlafgewicht anzufressen.

Absolutes Minimum für einen Jungigel sind Anfang November 500 Gramm, besser noch 600-700 gr, um den ersten Winter aus eigener Kraft zu überstehen.

                                                                                                                                                      

Tagaktive Igel sind immer ein Alarmzeichen! Igel sind nachtaktive Tiere, ebenso wie ihre Nahrungstiere und sie benötigen ihren Schlaf, den sie am Tag halten. Erwachsene Igel, die am Tag herumlaufen, sind meist krank und sollten kompetente Hilfe erhalten.

Jungigeln, die ab Oktober durch Hunger und den nahenden Winter gezwungen sind auch am Tag nach Futter zu suchen, sollte man unbedingt helfen, indem man ihnen im igelsicheren Garten einen trockenen Unterschlupf anbietet und sie zufüttert. Vorraussetzung dafür ist, dass sie bereits selbstständig sind (Alter ist 6-7 Wochen, das Gewicht liegt dann meist bei 250 -350gr) und gesund sind. 

Ohne Zufütterung würden Jungigel die Anfang/Mitte Oktober mit diesem Gewicht unterwegs sind das erforderliche Winterschlafgewicht nicht mehr erlangen.   

 

Bei der Zufütterung ist auf folgendes zu achten:  

  • Keine Milch nur Wasser
  • Keine Speisereste, Gemüse oder Obst verfüttern,
  • Nur gesunde Igel zufüttern, kranke Igel gehören in menschliche Pflege
  • Hygiene ist oberstes Gebot, die Futterschalen täglich mit heißem Wasser säubern
  • Die Futterschale katzen- und vogelsicher aufstellen, wegen Krankheitsübertragung
  • Nur Igel- und Katzenfutter verwenden, Hundefutter ist aufgrund des zu geringen Proteingehalts nicht empfehlenswert
  • Hackfleisch und Ei immer ungewürzt und gegart anbieten, nie roh
  • Keine zusätzlichen Vitamingaben ins Futter tun

Igelkinder die Anfang November mit einem Gewicht deutlich unter 500/600 gr unterwegs sind, müssen vor allem wenn sie tagsüber gefunden werden, unbedingt in fachliche Obhut gebracht werden. Irrt so ein kleiner Kerl draußen umher, wird er aufgrund des rapiden Wärmeverlusts schnell sterben. Igelkinder haben einen sehr geringen Eigenfettanteil, benötigen viel Energie um ihre Körpertemperatur (ca. 36 Grad) zu halten, da sie einen größeren Wärmeverlust als erwachsene Tiere haben und können bei Temperaturen unter 13 Grad die Futteraufnahme komplett einstellen bzw. verweigern.

 

Hier ist schnelle Hilfe nötig. Bis zur Abgabe an eine kompetente Igelhilfe muss das Igelkind warm gehalten werden (Wärmeflasche – nicht zu heiß!) und mithilfe einer Pipette (ohne Nadel!) einige Tropfen lauwarmer Wasser-Fencheltee Mischung eingeflößt bekommen. Auf keinen Fall sollte im unterkühlten Zustand sofort Futter verabreicht werden.

Ab Wintereinbruch bzw. Temperaturen um die null Grad, hilft dann auch eine Zufütterung nicht mehr bzw das untergewichtige Tier würde trotzdem nicht mehr auf das erforderliche Winterschlafgewicht kommen.                                                                                                                                                                                        Tiere, die nach Wintereinbruch noch umherstreifen, sind in der Regel krank oder untergewichtig, sie können sich bei Dauerfrost kein Nest mehr bauen, zudem verbrauchen sie aufgrund der Kälte nun mehr Energie um die Körperwärme zu halten. Deshalb erhöht sich ihr Gewicht nun auch durch Zufüttern nicht mehr. Diese Tiere benötigen eine Überwinterung in menschlicher Obhut. Wichtig dabei ist, dass sie sofern sie gesund sind, in einen Raum mit mindestens 18 Grad Raumtemperatur auf das erforderliche Winterschlafgewicht von ungefähr 600 - 700 gr. gebracht werden. Sind die Vorbereitungen auf den Winterschlaf soweit abgeschlossen kann man die Temperatur langsam senken und den Igel bei unter 7 Grad schlafen lassen. Sie sollte nicht höher liegen, da die Igel sonst in einen kräftezehrenden Dämmerschlaf verfallen bei dem sie enorm Energie verbrauchen. Aufgrund dessen sind auch die zunehmend milden Winter für Igel ein Problem weil sie immer wieder aufwachen oder nur im Halbschlaf liegen, was wiederum enorm an ihren Energiereserven zerrt. Igel erwachen während des Winterschlafs zwar immer mal für kurze Zeit, werden diese Aufwachphasen jedoch zu häufig und auch zu lang kann es für leichtgewichtige Igel gefährlich werden.

Igel, die in menschlicher Obhut überwinterten, haben nach der Auswilderung im Frühjahr entgegen früherer Ansichten, keine Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie wieder in die Natur entlassen werden. Vorausgesetzt die Auswilderung lief  kontrolliert ab. Damit ist ein Aufenthalt von mindestens 14 Tagen in einem Auswilderungsgehege mit Zufütterung gemeint. Auch nach dem Öffnen des Geheges sollte immer noch Futter und Wasser bereit stehen. Mit dieser Methode haben auch Igelkinder die mit Hand groß gezogen wurden die besten Chancen sich an die Freiheit zu gewöhnen, wie Beobachtungen zeigten.

Igeln ist am besten mit einer naturnahen Gestaltung des Gartens geholfen. Ein naturfreundlicher Garten bietet nicht nur gute Versteckmöglichkeiten in Laub- und Reisighaufen, sondern mit Regenwürmern, Schnecken und Käfern auch viel geeignete Igelnahrung. Eine so genannte „Igelburg“ bietet den Tieren ein optimales Winterquartier. Sie besteht aus einem einfachen Holzkasten, der mit ausreichend Laub und Reisig überdeckt wird. „Igelburgen“ können auf ganz einfache Weise selbst gebaut werden, gerade für Kinder ist das eine besonders spannende Aufgabe.

Kranke, verletzte Igel oder Igelwaisen sind unbedingt in Igelerfahrene Hände abzugeben. Am besten ist eine Igelstation oder eine private Igel Pflegestelle. Dort kann man sich auch Adressen von Tierärzten die Igelerfahrung haben einholen          

 

Nicht jeder Tierarzt ist mit der speziellen Behandlung von Igeln vertraut! Sie benötigen je nach Erkrankung ganz bestimmte Medikamente.    

 

Kontaktadressen für kompetente Igel Pflegerfinden Sie bei uns auf der Seite unter 

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